Das Missy Magazine aus Berlin (genauer: Faith Bosworth) schreibt entgegen der vielen Selbsthilfebücher, dass man sich auch mal strategisch eine neue Identität aneignen dürfe. Eine DIY-Identität. Je detaillierter man sein neues Selbst durchplane, desto glaubwürdiger sei es. Vielleicht lässt man sich auch die passende Frisur dazu schneiden oder erstellt einen neuen Twitter-Account (für den man bei ebay 10.000 Abonnenten einkauft). Oder eine Visitenkarte, die zum neuen Ich passt. Natürlich gibt es auch Grenzen, das Alter vor allem. Man kann ja schlecht mit 23 eine 50-jährige Managerin sein. Es gilt, sich um das neue Ich einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Menschen, die dich cool finden und vielleicht auch so sein wollen wie du. Oder aber die bisherigen Freunde spielen mit - bis sie es irgendwann selbst glauben. Darum geht es auch insgesamt: Faking it till you making it. Also einfach mal eine Fantasiegeschichte wahr werden lassen.
Ich finde, das passt sehr gut zum Jahreswechsel. Zu dem sich ja alle Menschen immer alles Mögliche vornehmen. Im neuen Jahr will ich das und das machen, um dann so und so zu sein (schlanker, gesünder, veganer, blonder, klüger, beliebter, besser auf dem Papier, reicher, erfahrener, bereister…). Wieso nicht einfach mal JETZT etwas Neues ausprobieren, anstatt immer "einfach du selbst" zu sein, mit den ewig alten unerfüllten Vorsätzen. Wieso nicht mal was riskieren und über eigene Grenzen hinweg sehen, Träume umsetzen und einfach mal imitieren, was man schon immer mal sein wollte. Einen neuen Kult begründen, schreibt die Missy.
In der Schulzeit habe ich mich immer gefragt, was ich alles schaffen und erreichen muss, um so selbstbewusst zu sein wie einige meiner Klassenkameradinnen.
Da war diese Sorte von Mädchen, die sich getraut haben, im Unterricht freischnauze die eigene Meinung zu artikulieren, die in Mathe auch viermal nachfragten, die gute Noten hatten, die viele Freunde hatten, die auf die besseren Parties gingen, die eigentlich immer gut gekleidet waren, die interessante Hobbies verfolgten, die authentisch und mutig auf mich wirkten. Und nicht meine Freunde waren.
Das war für mich alles anders. Im Unterricht habe ich mich oft nicht getraut, erst recht nicht in Mathe, meine Kleidung sah anders aus, meine Freizeitaktivitäten waren eher einseitig. Ich konnte nicht Klavier oder Ballett lernen. Ich habe mich gefragt: wie kann ich auch so sein? Was muss man dafür geschafft haben? Muss man zuerst bestimmte Dinge erreichen, um so selbstbewusst zu sein? Oder muss man manchmal nur so tun als ob, um dann hinterherzuwachsen?
Dann fing ich an zu begreifen, dass es einen wesentlichen Unterschied gab zwischen meiner Sorte Mädchen und der ihren. Sie kamen aus einem wohlhabenden Elternhaus. Ich war ein Arbeiterkind. Das machte alles aus.
Heute denke ich dass es gut ist, manchmal einfach nur so zu tun, als mache es einem nichts aus. Als sei man mutig genug, jetzt etwas zu sagen. Und dann ist man es vielleicht auch eher, als wenn man nicht einmal erwägt, den Mut zu haben.
Wer willst du sein?
Schreibt es mir gerne in einen Kommentar. Wir können einen Plan schmieden, deine neue Identität detailliert ausschmücken. Warum immer nur man selbst sein.
Überleg dir, wer du sein willst. Plane es detailliert. Wenn du magst, schreibe mir deine Idee und wir überlegen gemeinsam, was du zu ihrer Umsetzung alles brauchst.