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Germany
Studentin. 23 Jahr, sprödes Haar. Über alles und nichts im Leben.

Montag, 29. November 2010

mirror mirror on the wall dont you know you got it all

Sometimes I wish I had the power to make myself invisible.

I like days in my bed. But when can I have one of those lonely-days?
I like dreaming.
Ich lebe vom Träumen.
Ich will fort, fern.

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Jetzt träume ich von Berlin, seit Tagen. Möchte in Friedrichshain wohnen und jedes Wochenende, Samstag, im Berghain tanzen. Und Freitags, stundenlanges Abhängen in der Panoramabar, Beobachten der Leute, der kranken Masse, dazugehören und drüber nachdenken.
Dafür wird mein ganzes Freizeitgeld draufgehen und manchmal werde ich dann tagelang nur diese Chinatütensuppen löffeln, um für ein kaputtes Szenenleben zu sparen. In den Spätis kaufe ich in schlaflosen Nächten Milch für Milch-mit-Honig und an den Sonntagen treffe ich Natascha zum Kaffeetrinken oder verkrieche mich den ganzen Tag im Bett. Dann lerne ich Nora Clara endlich kennen, in einem der Cafés an der Oranienstraße, und ich schreibe hier so Sachen wie Nora und ich haben gerade festgestellt, dass man sich in dieser Stadt, die eigentlich aus vielen kleinen Städten besteht, nie zuhause fühlen wird, weil man hier nichts je so kennen wird wie seine Westentasche. Und natürlich war uns das beiden klar.
Und manchmal bleiben Träume Träume und manchmal wird auch mehr aus ihnen. Oder mehr ist dann weniger, das geht ja auch.
Ich lese oft diese Bücher der Berliner Autoren, Frühling und so und Axolotl Roadkill und Strobo von Airen, das regt mich zum Träumen von einem fernen Leben an, in das ich mit dem Umzug von Münster nach Hannover einen kleinen Schritt gewagt haben könnte. Ich mag keine Studiengebühren zahlen, mag frei sein, frei in der Illusion, denn eigentlich werde ich von tausend kulturellen Einflüssen beeinflusst und kann dort wohl möglich weniger frei sein als überall sonst. Und dennoch, für mich steckt hinter dieser Stadt die Macht der Möglichkeiten.
Es ist alles so simpel, ich ticke fast billiger als ein Wecker, nur dass ich vielleicht nie aufwache.
Weil es auch gar keinen Grund dafür gibt.
Und alle Surrealisten waren Großstädter, im Paris der 20er und 30er Jahre. Gerade, in der Kunst und Psychoanalyse Vorlesung, Magritte, Inbegriff der künstlerischen Empfindlichkeiten, bei ihm sind alle Menschen Mutanten, Wesen, die andere Daseins- und Wirklichkeitsformen anstreben. Der große Krieg“, Mann in Anzug mit grünem Apfel vor Gesicht. Hier entsteht das Gefühl der Abwertung. Magritte will die Fremdheit verdrängen, die Gesichter verschwinden in der Großstadt, man wird Teil eines Systems, welches darauf ausgerichtet ist, unbeschadet von A nach B kommen zu können. Aber in diesem Gefüge muss man fremd bleiben, Gesicht verdrängen, weil man sonst eben nicht hineinpasst, ausgesondert wird ("Man muss einen Apfel vor dem Gesicht tragen, poetisch vollendet gesagt", so die Dozentin).

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Stereotype Anonymität.

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Der moderne Mensch wird unter dem Einfluss der Großstadt zu einer anderen Spezies.
1903, „Die Großstädte und das Geistesleben“: Großstadt ist da, wo der Mensch immer wieder aus seiner Individualität gerissen wird und sich mit dem, was um ihn herum geschieht, arrangieren muss...
Fotos via wehearit

Mittwoch, 10. November 2010

sprudelartig


Es bleibt nichts mehr übrig von dem was war? Sinnlosigkeit, Irren. Ich verliere mich grenzenlos, hatte mich nur in deiner Nähe.
Und dann wird es besser. Geht das einfach so? Darf man das zulassen? Worum geht es noch?
Es passiert und fühlt sich gut an.

Wir sitzen in diesem Poetry-Slam, im Hannover Opernhaus, und da kommen diese vielen Sätze in meinen Kopf. Einer der Slammer, ich weiß gar nicht mehr ob es vielleicht der war, der nachher auch gewinnt, sagt etwas wie "Wir werden nie so träumen wie ihr wach seid" und das bleibt kurz hängen. Dann lese ich etwas von Novalis, über Wirklichkeit und Träumen. Tagträume in unserem Leben und am Ende ist doch eh alles immer nur Auslegungssache. Die Romantik scheint irgendetwas gewusst zu haben, was mir noch immer nicht klar geworden ist. Bald wird die Runge-Ausstellung in Hamburg sein und wenn es das nächste Mal eine Möglichkeit gibt, seine Werke zu sehen, werde ich schon alt sein. Alles so relativ.
Abgründe der Menschheit beschäftigen mich in dieser Woche. Ich mag kaum noch ein Buch aufklappen, eine Zeitschrift anstarren. Sätze aus Psychologie Heute schwirren noch um mich, Sexualstraftäter und über vier Stunden lang brutal vergewaltigte Frauen. Und die Täter kriegen dann nur ein paar Jahre Haft und viel Aufmerksamkeit durch Psychologen, Pädagogen. Wir versuchen, ihr Leben zu retten, sie zu resozialisieren, damit sich die Tat dann doch wiederholen kann. Und die Opfer, denen kann eigentlich keiner mehr helfen, die behalten, was ihnen angetan wurde. Dann sagt irgendjemand zu irgendetwas eine Meinung, die mir nicht passt, die zeigt, wie krank wir doch alle sind. Dass er in Einmachgläser eingelegte Embryos auf ebay ersteigern will und ich lege die Hand auf meinen Bauch und weiß, ich würde nie nie niemals einen Menschen töten wollen, nie mein Baby umbringen. Damit es nachher auf dem Müll landet oder ein Accessoire im Wohnzimmer des Frankenstein liebenden Nachbarn ist.
Das ist mir alles zu jessica-naomi.
Liebe Grüße aus dem Leben. Ihr seid doch alle krank. Kollektives Wir.

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Dienstag, 2. November 2010

wenn es so sehr weh tut, dass du weißt, entweder wird es dich umbringen oder du musst beginnen, loszulassen

Ich weiß nicht weiter. Ich texte Menschen mit meinen Reflexionen zu. Das war ein Vorwurf und wahr ist es wohl auch. Ich spreche über meine Gefühle, ja.
Der Vorwurf kam von einem Menschen, der mir so nahe steht, dass ich nicht mehr atmen kann. Nicht mehr atmen will. Ich fühle mich nicht behandelt, als würde ich geliebt, geschätzt, ernst genommen, als würden meine Gefühle beachtet. Ich fühle mich behandelt wie jemand, der zäh sein muss, Gummimasse, die immer mitgeht, sich formen lässt, ohne Risse zu kriegen.
In Momenten der Enttäuschung spielt es keine Rolle, was eigentlich ist, was wahr ist, was rational ist, ob du mich liebst und mir nicht weh tun willst und es doch irgendwie anders meintest.

In Wirklichkeit habe ich nicht nur Risse, sondern bin zerrissen worden, unzählige Male.
Und habe selbst zerrissen, ja.
Und habe versucht mich zusammenzuflicken, zu retten, zu kitten. Und dich mit. Uns wieder ganz zu machen.
Und du, in Wirklichkeit bist du wie ein Weisheitszahn. Ich weiß, der Zahn musst weg, kann nicht ewig Teil meines Lebens sein. Denn das wird weh tun, sehr weh tun, er wird alle meine Zähne verschieben, herausdrücken, all die Jahre des Klammertragens werden sinnlos sein.
Und jetzt schon, langsam und wachsend, fangen meine Zähne an, sich zu verschieben. Der Zahn drückt, wie eine tickende Bombe, die bald in die Luft gehen wird, vielleicht. Und ich weiß, der Zahn muss weg.
Aber es geht nicht, ich habe zu sehr Angst vor den Schmerzen, dass sie noch größer werden. Werden sie, in jedem Fall. Und es dauert, bis die Wunde verheilt. Und ich kann noch etwas an der Zeit drehen, es eilt ja nicht, nur irgendwann, bald...
Ich liebe.
Aber was ist das wert, wenn es nur weh tut?
Wenn ich es freilassen will, aber nicht kann, weil ich jedes Mal wieder enttäuscht werde?
Ist es dann vielleicht doch keine Liebe?
Und wer hat das Recht darüber zu entscheiden?
Ich bin hier in dieser Stadt, alleine, habe meine Familie verlassen, sie für uns strapaziert, um das alles irgendwie zu überleben. Meine Freunde, sie mit allen Sorgen belastet. Damit sie mich nachher wieder glücklich in deinen Armen wussten.
Dann zog ich zu dir, nach der langen, unendlich scheinenden fernen Zeit, unsere Fernbeziehung. Ich war bereit alles aufzugeben, habe so viel aufgegeben.
So viel Negatives konnte ich zurücklassen. Glauben an mich gewinnen. Ihn wieder verlieren, als du mich verlassen hast. Ihn zurückgewinnen, als du wieder da warst. Verbunden mit immer mehr Angst, Schmerz. Mit dem Wissen, diesem schrecklich kaputten, leeren Gefühl, dich nie wieder so lieben zu können, wie ich dich geliebt habe. Als das alles noch nicht passiert war. Damals waren wir wirklich frei.
Ich kann das kaum glauben. Ich verstehe es nicht. Wie können sich Dinge nur so verändern. Wie vermag eine so kurze Zeit so weh zu tun. Es ist kaum ein Jahr meines Lebens. Und ich will all die anderen Jahre dafür aufgeben. Und die folgenden, die, die noch sein könnten, die will ich auch kaum noch.
Mit dem Wissen, dass es nichts bringt, dich mit allem, was ich habe, zu lieben.
Und Liebe, ich weiß nicht einmal, was das meint. Ich kenne nur Euphorie, Freude, Trauer, Schmerz, Einsamkeit, Enttäuschung.
Und Sehnsucht.
Jetzt bin ich völlig erschöpft. Ich kann nicht begreifen, alleine zu sein. Erwachsen werden zu müssen. Dass da niemand mehr ist, der einem etwas abnehmen wird. Dass man am Ende immer alleine dasteht.
Reflektieren, dir meine Gedanken mitteilen. Davon willst du also nichts mehr wissen.
Dann hast du mich nicht verdient.
Und ich dich vielleicht nicht. Weil ich nichts Gutes mehr in dir sehen kann.
Oder einfach nur weiß, dass es einfacher ist, wenn ich nichts Gutes mehr sehe, alles andere ausblende. Verdränge, was war, wie sehr ich geliebt habe.
Und liebe.

Ich weiß nicht, was ich schreibe, schrieb. Ich schreibe wie ich denke und zwei Sekunden darauf denke und fühle ich schon wieder anders.
Oder kann ich beginnen, zu verändern?