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Germany
Studentin. 23 Jahr, sprödes Haar. Über alles und nichts im Leben.

Samstag, 26. Dezember 2009

ungemochte rückblicke


Zerrissene Strumpfhosen, zerrissene Gefühle, familiäre Anekdoten, übersüßer Espresso, abbröckelnder Putz, weiße Tapetenfetzen auf dem Boden, auf dem Tisch, Gitarren spielende Italiener im Zug und ich weiß nicht, wie ich auch mal so einen Traum verwirkliche, Bücher von Bernhard Schlink, die meine Mama verschlingt und ich lese sie beim zehnminütigen Frühstück, Frischkornmüsli wie in alten Zeiten. Konfiserien bei zu vielen schlechten Artikeln in diesen Wartezimmerzeitschriften, begleitet von zu vielen Menschen mit Krokodilen und Pferdchen auf den Shirts, unruhige Hintergrundmusik. Unruhe, abgehackte Sätze und verlorene Kreditkarten, sowieso vergessene Codewörter, neue Begegnungen, neue Lebensfragen, mehr oder weniger ausreichende Antworten. Angekaute Fingernägel, Wespeninvasionen, verbitterte alte Fahrradfahrer, buntgemusterte Blusen, Speckröllchen in hässlichen Blumentapeten-Tops.. All das.


Plötzlich. Oft. Kalte Schauer.

Zigaretten zwischen spröden Lippen, abgesplitterter Nagellack, so ist das. Ich sitze auf dem cremefarbenen Sofa und starre aus dem Fenster. Neongrüne Äpfel in der gläsernen Schale vor mir auf dem Tisch, viel zu viel Bauhaus gerade mal und der Tisch, der immer wackelt, weil eines der vier Beine zu lang ist oder zu kurz vielleicht. Mäagic, flüstert Julia neben mir, eine gierige Hand stochert in noch viel zu hart gefrorenem Macadamia Nut Brittle. Stochern, nicht löffeln. Irgendwann mag ich auch mehr von dem, was andere mögen, irgendwann mal. Du sollst sein, was du bist, nicht nur versuchen, du zu sein. Alles Worte während Busfahrten.


Und dann mal wieder schmieriger Lipgloss und rissige Haut, kalter Jeansstoff auf glatten Beinen, komisch, hohle Brust, trockene Nässe, triefend und kratzend und raue Wolle auf der Haut, das hasse ich am meisten. Sich in den Lidfalten absetzender Lidschatten, nicht wirklich schattierend also, zu viele alles übersäende Radierspähne, die ich endlich benennen kann. Endlich endlich. Kühlschrankmagneten klacken auf weißen Fliesen, mangelnder Magnetismus, da, wo es gerade drauf ankäme. Außerdem lange Nasen, schiefe Münder. Aber irgendwie...


Gar nicht wirklich das Bedürfnis haben, etwas aufzuschreiben, aber es aufschreiben. Ohne zu wissen, was es überhaupt ist.
Ja, ganz sicher genau das. (Genau das.) All das.



7 Kommentare:

  1. das Leben is ja schon son bisschen beschissen

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  2. uhhmmm...
    habe ich dir schon gedankt, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast: http://girlsintrees.tumblr.com/post/285933282
    ich finde es so mühsam wenn man gedichte, fotos etc. reblogt aber keine keinen link darunter setzt, keinen namen, NICHT! so als hätte man es selbst gemacht, jaja, die nachteile des www.

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  3. meine mama verschlingt bernhard schlink auch!

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  4. Darf man fragen, was das für ein Buch auf dem Foto ist?

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  5. jetzt, genau jetzt und jetzt noch mehr und sekunden zuschnürend.

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  6. dein text ist herzzerreisend.

    ist es von dir? wenn ja, du hast talent.

    ich liebe den stil und wünschte, all das würde den

    schreiber nicht belasten.

    aber das ist wohl leben.

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