- nora
- Germany
- Studentin. 23 Jahr, sprödes Haar. Über alles und nichts im Leben.
Dienstag, 29. Juni 2010
ratlos, rastlos
Montag, 28. Juni 2010
kurz
Freitag, 25. Juni 2010
positivieren
Donnerstag, 24. Juni 2010
...
Mittwoch, 23. Juni 2010
flecken
Perlen einer aufgerissenen Kette auf dem Boden verteilt und die Haartönung angebrochen auf dem cremefarbenen Teppich, über den schon viele Schritte in der letzten Nacht getan wurden.
Sie versuchte ruhig zu atmen, zündete eine Zigarette an. Sah die letzten Sekunden des Morgens an sich vorbeiziehen, der die Nacht still zurückließ und alles in einen eigenartig nüchternen Schleier stülpte. Sie fing an, die Erinnerung an die Menschen der letzten Stunden zu hassen. Die vielen lachenden augenlosen Gesichter in ihrem Kopf begannen sich in Fratzen zu verwandeln. Schwindel. Atmen.
Sie drückte die Zigarette in einem der herumstehenden Gläser mit Resten von Flüssigkeiten aus Flaschen und Körperöffnungen aus, riss sich aus dem matschigen Sessel hoch und schritt in die Küche. Im Wandschrank griff sie nach der größten Plastiktüte der Recycle-Sammlung ihrer Tante, bei der sie seit Studienbeginn lebte und fing an, herumliegende Gegenstände ohne Definieren von Reparabel und Irreparabel hineinzustopfen. Sie sah schon das faltige Gesicht ihrer Tante vor sich, gekräuselte Lippen, die nach dem Silberrahmen und der Tischdecke und der Orchidee fragen. Und die blitzenden Augen, wenn sie das Haus in einem undenkbaren Zustand wiederfinden.
Es war jetzt Mittag, draußen ein Zustand zwischen hell und dunkel, dem sie nicht zustimmen wollte, sie wollte einfach in dieser trüben Stimmung verharren und nicht optimistisch an die Veränderbarkeit von Dingen und Zuständen appellieren. Für sie gab es eigentlich gar keine Verwandlung mehr. Alles stand schon festgeschrieben, schon von ihrem ersten Tag an in diesem Haus gab es ein Skript, das sie befolgt hatte.
Der Raum klang hohl, mattes Licht. Der Boden kam näher. Als sie sich nach einigen Minuten wieder aufrichten konnte, war alles leer.