Ich weiß nicht weiter. Ich texte Menschen mit meinen Reflexionen zu. Das war ein Vorwurf und wahr ist es wohl auch. Ich spreche über meine Gefühle, ja.
Der Vorwurf kam von einem Menschen, der mir so nahe steht, dass ich nicht mehr atmen kann. Nicht mehr atmen will. Ich fühle mich nicht behandelt, als würde ich geliebt, geschätzt, ernst genommen, als würden meine Gefühle beachtet. Ich fühle mich behandelt wie jemand, der zäh sein muss, Gummimasse, die immer mitgeht, sich formen lässt, ohne Risse zu kriegen.
In Momenten der Enttäuschung spielt es keine Rolle, was eigentlich ist, was wahr ist, was rational ist, ob du mich liebst und mir nicht weh tun willst und es doch irgendwie anders meintest.
In Wirklichkeit habe ich nicht nur Risse, sondern bin zerrissen worden, unzählige Male.
Und habe selbst zerrissen, ja.
Und habe versucht mich zusammenzuflicken, zu retten, zu kitten. Und dich mit. Uns wieder ganz zu machen.
Und du, in Wirklichkeit bist du wie ein Weisheitszahn. Ich weiß, der Zahn musst weg, kann nicht ewig Teil meines Lebens sein. Denn das wird weh tun, sehr weh tun, er wird alle meine Zähne verschieben, herausdrücken, all die Jahre des Klammertragens werden sinnlos sein.
Und jetzt schon, langsam und wachsend, fangen meine Zähne an, sich zu verschieben. Der Zahn drückt, wie eine tickende Bombe, die bald in die Luft gehen wird, vielleicht. Und ich weiß, der Zahn muss weg.
Aber es geht nicht, ich habe zu sehr Angst vor den Schmerzen, dass sie noch größer werden. Werden sie, in jedem Fall. Und es dauert, bis die Wunde verheilt. Und ich kann noch etwas an der Zeit drehen, es eilt ja nicht, nur irgendwann, bald...
Ich liebe.
Aber was ist das wert, wenn es nur weh tut?
Wenn ich es freilassen will, aber nicht kann, weil ich jedes Mal wieder enttäuscht werde?
Ist es dann vielleicht doch keine Liebe?
Und wer hat das Recht darüber zu entscheiden?
Ich bin hier in dieser Stadt, alleine, habe meine Familie verlassen, sie für uns strapaziert, um das alles irgendwie zu überleben. Meine Freunde, sie mit allen Sorgen belastet. Damit sie mich nachher wieder glücklich in deinen Armen wussten.
Dann zog ich zu dir, nach der langen, unendlich scheinenden fernen Zeit, unsere Fernbeziehung. Ich war bereit alles aufzugeben, habe so viel aufgegeben.
So viel Negatives konnte ich zurücklassen. Glauben an mich gewinnen. Ihn wieder verlieren, als du mich verlassen hast. Ihn zurückgewinnen, als du wieder da warst. Verbunden mit immer mehr Angst, Schmerz. Mit dem Wissen, diesem schrecklich kaputten, leeren Gefühl, dich nie wieder so lieben zu können, wie ich dich geliebt habe. Als das alles noch nicht passiert war. Damals waren wir wirklich frei.
Ich kann das kaum glauben. Ich verstehe es nicht. Wie können sich Dinge nur so verändern. Wie vermag eine so kurze Zeit so weh zu tun. Es ist kaum ein Jahr meines Lebens. Und ich will all die anderen Jahre dafür aufgeben. Und die folgenden, die, die noch sein könnten, die will ich auch kaum noch.
Mit dem Wissen, dass es nichts bringt, dich mit allem, was ich habe, zu lieben.
Und Liebe, ich weiß nicht einmal, was das meint. Ich kenne nur Euphorie, Freude, Trauer, Schmerz, Einsamkeit, Enttäuschung.
Und Sehnsucht.
Jetzt bin ich völlig erschöpft. Ich kann nicht begreifen, alleine zu sein. Erwachsen werden zu müssen. Dass da niemand mehr ist, der einem etwas abnehmen wird. Dass man am Ende immer alleine dasteht.
Reflektieren, dir meine Gedanken mitteilen. Davon willst du also nichts mehr wissen.
Dann hast du mich nicht verdient.
Und ich dich vielleicht nicht. Weil ich nichts Gutes mehr in dir sehen kann.
Oder einfach nur weiß, dass es einfacher ist, wenn ich nichts Gutes mehr sehe, alles andere ausblende. Verdränge, was war, wie sehr ich geliebt habe.
Und liebe.
Ich weiß nicht, was ich schreibe, schrieb. Ich schreibe wie ich denke und zwei Sekunden darauf denke und fühle ich schon wieder anders.
Oder kann ich beginnen, zu verändern?