- nora
- Germany
- Studentin. 23 Jahr, sprödes Haar. Über alles und nichts im Leben.
Montag, 31. August 2009
310809
Sonntag, 30. August 2009
premiere
Samstag, 29. August 2009
Freitag, 28. August 2009
Donnerstag, 27. August 2009
DU
Du bist groß und dünn. Du trägst Skinnyjeans aus schwarzer Baumwolle, die um das, was du gar nicht wirklich hast - ein Hinterteil - schlakst. Schwarz ist für dich mehr eine Einstellung als eine Farbe. Du bist stark. Deine starken (dünnen) Arme halten mich, wenn ich mich an deine flache Brust schmiege.
Du trägst Bandshirts der richtigen Bands. Du hörst From Autumn to Ashes und verstehst, wo ich mich in den Texten meiner Lieblingsband Nobody's Star sehe. Du hörst heute, was ich morgen höre.
Deine Haare sind wuschelig. Ich darf in deinen Haaren herumwuscheln, mich in ihnen festkrallen.
Du schreibst, mit weichem kratzenden Bleistift in dein schwarzes Moleskine. Immer eigentlich. Und immer hörst du mir zu, interessierst dich für mich, auch wenn ich nur gerade über Kekskrümmel auf meinen Schenkeln und Tomatensoßeflecken auf weißen XXL Leinenmix-Blusen von Gudrun Sjöden rede.
Du liest mir vor. Ich lausche manchmal und die ganze Zeit über folge ich den Bewegungen deiner spröden Lippen. Manchmal liest du mir von dir vor. Du bist poetisch und tiefsinnig, magst nicht das, was andere sehen und denken und fühlen.
Wenn wir reden, reden wir immer so, wie es das Thema gar nicht zulassen dürfte.
Du bringst mir Smoothies und Schlehen-Ursaft aus den Arkaden mit. Du kaufst mir grüne Gummifröschlis. Du sagst, weite Kleider und Männerhemden mit bunten Strumpfhosen liebst du an mir.
Du siehst aus wie Paul Boche. Du bist Paul Boche. Nein, du bist du. Nur ein bisschen so, wie ich mir Paul wunschgestellt habe.
Du hast Narben an den Handgelenken, den ganzen linken Arm hoch, du hast viele, aber es werden keine mehr neu aufgerissen. Du sagst was war, das war, aber ich darf dich sehen, wenn du leidest, dich fragen und dich antworten hören. Ich darf kein Mitleid haben und mir keine Sorgen machen. Du machst dir immer Sorgen um mich, das finde ich grässlich.
Wir streiten uns oft. Ich darf dich dann schubsen. Und dann darf ich Pro- und Kontra-Listen in dein Moleskine schreiben, als meinen Redeanteil bei der Streit-Diskussion, weil es den gar nicht gab.
Du bist ein Pudding-Vegetarier. Ich darf nicht für dich kochen, du kochst nicht für mich. Du isst nicht oft und viel. Du magst aber keine dürren Mädels, magst meine Arme und Schenkel und den Bauch.
Du schleppst mich auf Rock-Festivals und willst nicht, dass ich mit deinen Kumpels in einem Zelt schlafe. Du bist ein bisschen einfersüchtig, dabei kann ich mir nicht mal vorstellen, dass die sich je von meiner Hässlichkeit erholen werden.
Du trägst Windbreaker und wenn ich neben dir im Auto mit den getönten Scheiben sitze, spielst du an meinem linken Knie herum.
Du willst mit mir mal wegfahren und mein rechtes Knie tätscheln. In England zum Beispiel, im Auto.
Du suchst meine Lippen auf der Tanzfläche.
Du hast eine Spiegelreflex und zeigst mir, wie ich damit umgehen kann. Du fotografierst mich in Flohmarktkleidchen und Acne-Schuhen.
Du hörst mit mir manchmal auch Pink Floyd und Queen, Queen vor allem, auf Schaltplatte in deinem "Schneewittchen-Sarg".
Du tust so oft so schrecklich gleichgültig. Du bist nie einfältig.
Ich darf dir über iChat beim Aufräumen zuschauen ohne mich selber zeigen zu müssen, was nicht heißt, dass du mich nicht unbedingt jederzeit sehen und hören und alles willst.
Du verstehst wenn ich sage, ich brauch dies und jenes. Ich brauch dich. Nicht dass du verstehen kannst, warum man dich so braucht, aber du weißt dann, dass du einfach gebraucht wirst.
Du bist du, eben nur ein bisschen anders. Du bist du und ich bin ich, zusammen sind wir wir. Nicht du, nicht ich, wir. Wir sind dann einfach. Du schaukelst mich in deinen Armen wenn ich weine, und das tue ich oft in letzter Zeit.
Es sind manchmal nur Vorstellungen, die uns zu dem machen, was wir werden. Mitwachsen.
Von mir.
Mittwoch, 26. August 2009
Le ciel s'assombrit.
Er ist der einzige, der wirklich wissen will, wie es mir geht, und nicht nur als Floskel danach fragt oder um herauszufinden, ob ich gerade Lust habe, zu ficken. Aber das ist ja auch nicht, was ich will. Ich will ja, dass er mich will, wenn auch nicht so, wie all die anderen mich wollen.
Ich warte, bis er meinen Kuss erwidert, warte etwas zu lange, muss ihn drängen. Ich zwinge ihn beinahe, denke ich. Versuche sofort, meinen Gedanken keine Beachtung zu schenken. Er hat keinen Spaß daran, denke ich. Ich bin eine blöde, eingebildete, stumpfsinnige Irgendetwas, denke ich. So tanzen wir wieder mit etwas mehr Raum zwischen unseren Körpern. Zu viele weibliche Blicke liegen auf ihm. Aber er will ja nicht einmal mich, also spart euch doch die Blöße, hämmert es in meinem Kopf.
Die Tanzfläche wird voller, der Raum zwischen ihm und mir weniger, die sich mit der Musik bewegenden Körper drücken uns zusammen. Ich greife nach seinen Händen, lasse sie wieder los, lege ihm meine Hände auf die Brust, um den Hals, kann meinen Blick von seinen selbst in der Dunkelheit der Partyatmosphäre leuchtenden Augen nicht lösen. Mein Gefühlsleben ist zu komplex, als dass ich morgen einer Freundin vorjammern würde, warum mein schwuler Freund nur so gut aussehen muss und so anziehend sein muss.
Ich wollte alles für ihn bedeuten. Nur um ihm immer so nah sein zu können, wie ich es jetzt zu sein versuchte. Um mich in seinen Armen zu wiegen und an seinen Lippen hängen zu dürfen.
Dann schaffe ich es. Seine Lippen bewegen sich auf meinen, er legt seine Hände auf meine Hüften, streift mir über die Hüftknochen, die, so sagte er gestern noch, viel zu sehr herausständen.
Egal wie sehr du jetzt noch aufhören möchtest, du wirst es nicht schaffen, ich werde dich nicht lassen. Für immer und ewig werden wir so verharren. Das ist so, das wird so sein, für immer und ewig werden wir so verharren. Weil ich das eben so will.
Doch dann lässt er mich wieder los. Wütend starre ich ihn an. Ich weiß, das ist es, was er nicht wollte, genau das wollte er verhindern. Ich finde ihn doch so anziehend. Mir ist es eigentlich ganz gleichgültig, wie er mich findet. Solange er mitspielt.
Er greift nach meinem Arm, will mich zurück auf unseren kleinen Fleck inmitten der Menge ziehen, der aber jetzt nicht länger unser Fleck ist. ...Wenn es nichts zu bedeuten hat und ich dir nicht weh tue... BLA. Ich kann mich losreißen. Schiebe die gesichtslosen Menschen zur Seite, zwänge mich zwischen ihnen hindurch, trampele auf Füße und ramme meine spitzen Ellenbogen unnötig in ihre Seiten. Ich renne quer durch den Raum, durch die Garderobe an der hässlichen Garderobentussi vorbei, bis zu den Toiletten. Ich will mich an die dreckige, mit Edding beschmierte Kabinentür lehnen, von innen, niemand soll mich sehen, wie ich zusammensacke und weine, weil ich mich ungeliebt fühle. Zurückgewiesen.
Dienstag, 25. August 2009
Les fils s'enchevêtrèrent.
Montag, 24. August 2009
mit herz
Sonntag, 23. August 2009
motivation dank papier, schere und prittstift
Samstag, 22. August 2009
im farnenmeer
Freitag, 21. August 2009
Er hat die weißeste Haut, die ich je gesehen habe.
‚Darf ich dich denn auch mal knutschen?’, schreibe ich und schiebe das herausgerissene Kalenderblatt quer über den zerschrammten Holztisch. Er greift danach, liest und statt zu lachen, wie ich es gehofft hatte, verzieht er das Gesicht. Etwas Ernstes liegt darin, auf eine ironische Weise, die ich nicht zu deuten weiß. Er greift, quer über den langen Tisch, der uns trennt, nach meinem angekauten Bleistift. ‚Auch mal’ lese ich kurz darauf. Und so bewegt er mich zu einem Lächeln. So sehe ich ihn lächeln, wie ich es mir gewünscht hatte. Dabei meine ich das alles völlig ernst, gar nicht zum Lächeln. Er greift erneut nach dem Zettel, ‚Wenn es nichts zu bedeuten hat und ich dir nicht weh tue’, ergänzt er. Jetzt ist er wieder ernst, ohne dieses Ironische.
Wir stehen wieder auf der Tanzfläche. Mitten im Geschehen, so wie ich es gerade, hier und jetzt, am liebsten mag. Er liebt nur Männer. Ich kannte ich schon, als er Jungs liebte. Ich fand ihn schon immer gut, wollte mich schon immer an seine flache Brust schmiegen und mich in seinen starken Armen sicher fühlen.
Wir tanzen in der Menge, sein linker Arm bewegt sich zurück, mein rechter Arm bewegt sich vor.
Er hat die weißeste Haut, die ich je gesehen habe. Seine Haare leuchten in einem Schwarzbraun. Noch mehr leuchten seine Augen, ein wunderschönes Grün. Er ist wunderschön, versteckt hinter seiner modischen Frisur, Pony über den Augen, hinter seinen Tattoos und Piercings, die seine Schönheit aber eigentlich mehr einrahmen als verstecken. Er ist der Gott des ganzen Clubs. Ich weiß das nicht als einzige. Ich genieße, dass er sich nur für mich interessiert, dabei tut er das ja gar nicht wirklich. Nicht so, wie es für andere aussehen mag, als ich mich an ihn drücke und nach seinen Lippen suche.
Quelle: Text von mir, Foto von thecobrasnake
Fortsetzung folgt.